SANGGAR – sieben Fahnen für den Saalbau Witten

SANGGAR
– sieben Fahnen (Hängeskizze)
ca. 400×330 cm, Druck
Stoff, Plane, Holz, Bambus, Hanf
Saalbau Witten, Oktober 2024

EINLADUNG
zur Eröffnung der
39. Jahresausstellung
des Wittener Künstlerbundes
im Saalbau Witten

Sonntag, 13. Oktober 2024
um 11:00 Uhr

Ausstellung
vom 13. Oktober
bis 10. November 2024

Saalbau Witten
Bergerstraße 25
58452 Witten

Ein Sanggar ist ein traditioneller indonesischer Gemeinschaftsraum, der oft für kulturelle Aktivitäten wie Kunst, Tanz, Musik und religiöse Rituale genutzt wird. Diese Räume sind stark in die lokale Kultur eingebunden und fungieren als wichtige Zentren für die Pflege und Weitergabe von traditionellem Wissen und Praktiken. Soziologisch gesehen spiegelt der Sanggar das Kollektivitätsprinzip wider, das in vielen südostasiatischen Gesellschaften tief verwurzelt ist. Gemeinschaft und gemeinschaftliche Teilhabe sind zentrale Werte, die durch den Sanggar symbolisiert und unterstützt werden. Die Nutzung solcher Räume ist oft generationsübergreifend und eng mit spirituellen und kulturellen Werten verbunden, was ihre Rolle in der Erhaltung traditioneller Kunstformen und Identitäten unterstreicht.

Eine Stadthalle in westlichen Gesellschaften hingegen ist meist ein öffentlich zugänglicher Raum für verschiedenste Aktivitäten, der für politische, kulturelle oder soziale Veranstaltungen genutzt wird. Sie ist jedoch stärker durch die Trennung von öffentlichem und privatem Raum sowie durch einen institutionellen Charakter geprägt. Westliche Stadthallen symbolisieren eher individuelle Bürgerrechte und die Bedeutung von formellen, öffentlich organisierten Gemeinschaftsaktivitäten. Während Kunst und Kultur hier ebenso eine Rolle spielen können, ist die Stadthalle oft weniger ein Zentrum der Traditionspflege, sondern ein Ort, an dem sich moderne, vielfältige städtische Kulturen manifestieren.

In der Kunstgeschichte spiegeln Sanggar und Stadthalle zwei unterschiedliche Konzepte von Kunst und Gemeinschaft wider: Der Sanggar steht für die direkte, gemeinschaftsorientierte Weitergabe von Kultur und Tradition, während die westliche Stadthalle den Zugang zu einem breiten, oft institutionalisierten Kunst- und Kulturverständnis repräsentiert.

Die Aussage, dass der Sanggar und die westliche Stadthalle zwei verschiedene Konzepte von Kunst und Gemeinschaft darstellen, vereinfacht die Realität zu stark. Sie trennt „traditionell“ und „modern“ sowie „gemeinschaftsorientiert“ und „institutionalisiert“. In Wirklichkeit ist diese Trennung aber nicht immer klar. Viele Sanggar übernehmen moderne Kunstformen und öffnen sich für neue Ideen. Umgekehrt bieten westliche Stadthallen oft Raum für gemeinschaftliche und alternative Kunstbewegungen, nicht nur für institutionalisierte Kultur.

Sowohl der Sanggar als auch die Stadthalle sind vielfältig. Einige Sanggar sind straff organisiert, andere lockerer. Genauso können Stadthallen Plattformen für politische Diskussionen und Bürgerbeteiligung sein. Der Sanggar steht nicht nur für Tradition, sondern verändert sich durch Einflüsse wie Globalisierung und Technologie. Das Gleiche gilt für westliche Stadthallen, wo ebenfalls Tradition und Moderne aufeinandertreffen.

Die Aussage, der Sanggar stehe für „traditionelle Kultur“ und die Stadthalle für „moderne Kunst“, kann zu einem starren Bild führen. Kulturen entwickeln sich ständig weiter, sowohl im Sanggar als auch in der Stadthalle. Beide Orte bieten Raum für verschiedene kulturelle Strömungen und hybride Formen.

Soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten spielen auch eine Rolle. Der Zugang zu Stadthallen in westlichen Gesellschaften ist oft ungleich verteilt. Ähnlich können in Sanggar Hierarchien bestimmten Gruppen den Zugang erschweren. Deshalb ist es wichtig, beide Konzepte im Kontext von sozialer Inklusion und Exklusion zu betrachten.